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Die unheimliche Heimat in Jenny Erpenbecks Heimsuchung: Wie bezeugt ein Ort menschliches Schicksal und deutsche Geschichte

Einleitung

Im Gegensatz zu dem mit Sicherheit, Zugehörigkeit und Wärme verbundenen positiven Heimatbegriff in den Heimatfilmen der fünfziger Jahre, entwickelt Jenny Erpenbeck in ihrem Roman Heimsuchung eine alternative Erzählung der unheimlichen Heimat, indem sie einen Ort als Zeuge des Traumas über einen langen Zeitraum darstellt. Hauptsächlich konzentriert diese Arbeit sich auf die Entwicklung der unheimlichen Heimat in Heimsuchung und wie ein Ort als Zeuge der menschlichen Schicksale und der deutschen Geschichte dargestellt wird. Diese Arbeit beginnt mit Freuds Vergleich zwischen „heimlich“ und „unheimlich“ (1986). Sein Fazit zeigt, dass die Grenze zwischen „heimlich“ und „unheimlich“ mehrdeutig ist. Daher führt Freuds Theorie zu der Analyse des Traumas in Heimsuchung, und der Hauptfokus dieser Arbeit liegt auf die Verbindung zwischen dem in der unheimlichen Heimat geschehenen Trauma und der deutschen Geschichte während des zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges. Das mit Heimat verbundene Trauma von Menschen mit jüdischer Identität wird weiter analysiert durch den Vergleich zwischen Amerys Artikel (2002) und dem Schicksal der jüdischen Familie in Heimsuchung. Weitere historische Hintergründe in Bezug auf Heimat während des Kalten Krieges sollte eingeschlossen werden (Scharnowski, 2019), um die Geschichte zwischen dem Rotarmist und der Frau des Architekten und die Erfahrung des Unterpächters zu analysieren. Abschließend werden Zeit, Raum und die anderen wichtigen Dimensionen (Eigler 2012) weiter analysiert, um zu besprechen, wie Heimat in Heimsuchung mit dem Unheimliche verbunden wird.

Das Unheimliche von Freud

Obwohl das “Unheimliche” ohne Zweifel schreckhaft, angst- und grauenerregend bedeutet, könnte das Wort “heimlich” aber nicht ganz der Gegensatz zu “unheimlich” sein. Laut Freud sei “heimlich” nicht eindeutig und sei die Grenze der Bedeutung von “heimlich” und “unheimlich” zwiespältig (237). Freud begründet seine These mit der Begriffserklärung von verschiedenen deutschen Wörterbücher. Beispielsweise erklärten die Brüder Grimm in Deutsches Wörterbuch (Leipzig 1877), dass auf der einen Seite “heimlich” “wohl, frei von furcht; vertraut; freundlich, zutraulich” bedeutet, auf der anderen Seite wird “heimlich” mit “verborgen, verschlossen, undurchdringlich in Bezug auf Erforschung” und mit dem “Bedeutung des Versteckten, Gefärlichen” verbunden, so dass “heimlich den Sinn empfängt, den sonst unheimlich hat” (236, 237). Daher sei unheimlich laut Freud “irgendwie eine Art von heimlich (237)” und kann das Vertraute unter bestimmten Bedingungen unheimlich werden (231).

Jenny Erpenbecks Heimsuchung ist ein Beispiel, das Freuds Fazit unterstützen kann, da in diesem Roman unterschiedliche heimliche und unheimliche Heimatbegriffe vermischt werden. Der Roman konzentriert sich hauptsächlich auf die Heimat, aber trotz aller fröhlichen Erinnerung von der Schönheit des Sees und der Natur und trotz allen mit dem Haus und mit dem Ort zusammengelegten Verbindungen, herrscht jedoch die Vorstellung der “unheimliche Heimat” vor, wo die Menschen, einschließlich beispielsweise Klara, der Familie des Tuchfabrikanten, des Rotarmisten, der Frau des Architekten, des Unterpächters und des Kinderfreundes, schmerzhaftes Trauma erlebt haben. Die Heimat wird daher in Heimsuchung als ein Ort dargestellt, der im Laufe der Zeit unglückliches menschliches Schicksal und historische Übergänge in Deutschland bezeugt.

Die unheimliche Heimat in Heimsuchung

I. Holocaust und das jüdische Schicksal: ein Vergleich mit Amerys Wieviel Heimat braucht der Mensch?

Das von den deutschen Juden erfahrene Trauma während des zweiten Weltkriegs wird in Heimsuchung hauptsächlich durch das Schicksal der Familie des Tuchfabrikanten dargestellt. Amery beschreibt sein Trauma wegen seiner jüdischen Identität, als er in dem Exil gezwungen wird. Obgleich Amery und die Familie des Tuchfabrikanten ähnliches Schicksal teilen, wird die Heimatbegriffe und die Einsicht der Heimat in Erpenbecks Heimsuchung und Amerys Wieviel Heimat braucht der Mensch? unterschiedlich beschrieben.

Das Kapitel des Tuchfabrikants in Heimsuchung beginnt mit dem Besuch der Eltern (Arthur und Hermine) von dem Tuchfabrikant Ludwig, als Ludwig das Haus bei dem See besitzt. Die Schönheit der Natur gefallen Arthur und Hermine: “Ach, sagt der Senior, was für ein Anblick. Paradiesisch, sagt Hermine, die Mutter (49)” und die ganze Familie macht ein Foto zusammen. Ludwig hat einen Feigenbaum und die Ananas für seinen Sohn Elliot und seine Tochter die kleine Elisabeth im Garten gepflanzt und der Feigenbaum ist schon groß geworden, von dem Elliot ein paar frische Früchte pflückt (51). Arthur und Ludwigs Nichte Doris pflanzen eine Weide. Jeden Frühling frischt der Gärtner die Erde für die Rosen auf, aber Ludwig kümmert sich selbst um die Rosen (52). Alle diese bis jetzt beschriebenen Erfahrungen stellen ein ideale Familienleben und eine mit Sicherheit und Wärme verbundene Heimat dar, fast genauso wie der positive Heimatbegriff in den Heimatfilmen der fünfziger Jahre.

Allerdings müssen die Mitglieder der Familie des Tuchfabrikanten bald verschiedene Schicksale begegnen. Ludwig wandert zusammen mit seiner Frau Anna und seinen zwei Kinder aus und glücklicherweise müssen sie den Holocaust nicht erleben (59). Aber die anderen in Deutschland bleibenden Familienmitglieder können das Trauma auf keinen Fall vermeiden: im Jahr 1939 verkaufen Arthur und Hermine Ludwigs Grundstück für die Hälfte des Verkehrswertes an den Architekten, um eine Ausreise zu ermöglichen, aber schließlich gelingen sie die Auswanderung nicht und werden im Konzentrationslager getötet (60). Kurz danach stirbt Ernst, Ludwigs Schwager, der Vater von Doris, an Fleckfieber bei der Zwangsarbeit auf der Autobahnbaustelle (61).

Am Ende wird auch Doris, Ludwigs Nichte, im Ghetto erschossen. Doris muss sich allein in einer dunklen engen Kammer verstecken. Sie kann sich fast nicht bewegen und hat nichts zu tun, daher kann sie nur an die Heimat erinnern, namentlich die von dem Gärtner erzählte Fantasie über die versunkene Stadt (80), die Erinnerungen der bunten Farben in Natur und das Bootfahren mit dem Großvater (81). Aber schließlich wird Doris von den deutschen Soldaten gefunden und wird zusammen mit den anderen Juden im Ghetto getötet. Das von Doris erlebte Trauma ist besonders eindrucksvoll, da Doris nur ein zwölfjähriges Mädchen ist, als es erschossen wird. Wahrscheinlich deswegen benutzt Erpenbeck einen ganzen Kapitel (Das Mädchen, 79-92), um die Erinnerungen und den Tod von Doris zu beschreiben. Einige Beschreibungen betonen das tragisches Schicksal von Doris, beispielsweise ein Abschnitt von Seite 85: “Wenn man mit zwölf Jahren stirbt, erreicht man dann auch das Alter schon früher? Immer weniger war alles geworden, immer mehr Gepäck hatten sie zurücklassen müssen, oder es war ihnen abgenommen worden, als seien sie jetzt schon zu schwach, all das zu tragen, was zun Leben gehört, als wollte irgend jemand sie durch die Erleichterung ins Alter hineinzwängen.” Dieser Abschnitt erscheint wie einen Vorwurf, dass das nationalsozialistische Regime dem Menschen mit jüdischer Identität die Erfahrung des Traumas und des Völkermords aufzwingt.

Die Vorstellung der “unheimlichen Heimat” wird in dem Kapitel “Das Mädchen” ziemlich eindeutig dargestellt: das Grundstück von Ludwig hat für Doris eine besondere Bedeutung, aber es wird immer mit Trauma und Tod verbunden. Ludwigs Grundstück ist ein einziger Ort, wo sie vertraut wie ihre eigene Heimat empfindet: “Auf Onkel Ludwigs Grundstück kann sie noch immer von Baum zu Baum gehen und sich hinter den Büschen verstecken, auf den See blicken kann sie und wissen, daß der See noch immer dort ist. Und so lange sie noch irgend etwas auf dieser Welt kennt, ist sie noch nicht in der Fremde. (87)” Aber obwohl Ludwigs Grundstück das vertraute Gefühl trägt, wird es endlich verkauft. Die anderen Dinge, die die Kindheit und Erinnerungen von Doris tragen, werden auch versteigert (88). Schließlich wird Doris wirklich “heimatlos (87)”, da sie die Vertrautheit verliert und diese Vertrautheit in der Heimat nie wieder finden kann, bis sie getötet wird. Gleichzeitig wird den Begriff von “heim” und “Heimat” hier als eine Metapher mit dem Tod von Doris verbunden, zum Beispiel “jetzt gehen alle endlich für immer heim (90)” und “Ist sie tatsächlich nach Hause gekommen? (91)” Die verlorene Heimat, das Trauma und der Tod von Doris widerspiegeln Freuds Meinung, dass die Grenze zwischen heimlich und unheimlich ambivalent sei und dass das Gefühl von heimlich und unheimlich wechseln kann.

Das moderne und rassistische Klischee gegen den Juden und der “antikapitalistisch gefärbte Antisemitismus (Scharnowski, 82)” werden in Heimsuchung durch das von Tuchfabrikants Familie erlebte Trauma gezeigt. In Heimsuchung liegt der Schwerpunkt des jüdischen Schicksals auf die Erfahrung der Familie des Tuchfabrikanten. Ludwig und sein Vater sind Tuchfabrikanten, die genug Vermögen angesammelt haben, um sich den Kauf des Grundstücks leisten zu können. Aber in der Perspektive des moderne Rassismus könnte der Erfolg von Ludwig und seinem Vater problematisch sein. Laut das rassistische Klischee ist der reiche Jude “eine Symbolfigur eines ‘böse’, profitgierigen, unproduktiven Finanzkapitalismus (Scharnowski, 82)”. Aus diesem Grund wird der Völkermord gegen den Juden während des zweiten Weltkrieg rationalisiert. Der Verlust des Grundstücks und der Heimat und das unheimliche Schicksal der Familie des Tuchfabrikanten könnten eine Metapher sein, um diese rassistische Weltanschauung und ihre Folge zu zeigen.

Im Vergleich zu Heimsuchung gibt es ähnliches Elend in Amerys Exil wegen seines jüdischen Herkunft, da Amery auch Trauma in seiner Heimat erlebt. Er wird von seiner Heimat vertrieben, muss den Besitz, den Arbeitsplatz, die Natur und die Freunden verlieren und muss in einem ganz fremden Land ohne Geld und Bekanntschaft ein neues Leben anfangen. Das von den Vertriebenen erlebten Trauma und Elend bedeutet für Amery wie eine Verbannung. Er weiß genau, dass die Vertriebenen niemals die Heimat wieder zurückkehren könnten, da ein Wiedergewinn der verlorenen Zeit und einer verlorenen Heimat nie möglich wäre (Amery, 87), und dass die Vertriebenen keine wirkliche “neue Heimat” finden könnten (Amery, 97). Laut Amery ist die Heimat “das Kindheit- und Jugendland (97)”, und er behauptet, dass “wer sie (die Heimat) verloren hat, bleibt ein Verlorener. (98)” In Heimsuchung entsprecht die Erfahrung von Doris insbesondere Amerys Einsicht, da der Nationalsozialismus die Kindheit, die Heimat und sogar das Leben von Doris raubt, so dass Doris als “ein Verlorener” heimatlos bleiben muss.

Amery beschreibt auch sein unheimliches Erlebnis hinsichtlich des Dialekts und der Muttersprache. Als er kurz vor seiner Verhaftung in einer Wohnung versteckt, wagt er nicht, im Dialekt seiner Heimat mit dem SS-Mann zu reden (98-99). Einerseits bedeutet die Muttersprache für Amery Sicherheit, andererseits trägt seine Muttersprache eine schwierige Wirklichkeit der Todesdrohung, so dass die vertraute Muttersprache sich “feindlich” zeigen könnte: “Und muss ich erst noch sagen, daß der so schwere Wirklichkeitsgehalt der Muttersprache, der uns im deutsch besetzten Exil erdrückte, von schrecklicher Dauerhaftigkeit war und für uns bis heute in der Sprache lastet? (105)” Amerys Erfahrung kann Freuds Fazit beweisen, da der Unterschied zwischen “heimlich” und “unheimlich” für Amery in gewissem Maße auch ambivalent bleibt.

Aber für Amery hat das Wort “Heimat” eine positivere Bedeutung verglichen mit Heimsuchung. Laut Amery ist Heimat Sicherheit (94-95): “In der Heimat beherrschen wir souverän die Dialektik von Kennen-Erkennen, von Trauen-Vertrauen. […] Das ganze Feld der verwandten Wörter treu, trauen, Zutrauen, anvertrauen, vertraulich, zutraulich gehört in den weiteren psychologischen Bereich des Sich-sicher-Fühlens; (95-96)” “So wie man die Muttersprache erlernt, ohne ihre Grammatik zu kennen, so erfährt man die heimische Umwelt. Muttersprache und Heimatwelt wachsen mit uns, wachsen in uns hinein und werden so zur Vertrautheit, die uns Sicherheit verbürgt. (97)” Obwohl für Amery die Bedeutung von “heimlich” und “unheimlich” nicht ganz getrennt ist, bleibt seine Vorstellung von Heimat immer noch positiv, da seine Heimatverlust sein Trauma verursacht und seine Heimat die Erinnerung an die Vergangenheit trägt (112). Er erlebt diese unheimliche Ereignisse, nachdem er von seiner eigenen Heimat vertrieben wurde, daher verspürt Amery immer Heim- und Vergangenheitsweh (112): “Denn der Mensch braucht Heimat. Wieviel? […] Er braucht viel Heimat, mehr jedenfalls, als eine Welt von Beheimateten […] sich träumen läßt. (116)” Die verlorene Heimat hat eine besondere Bedeutung als ein bestimmter Ort für Amery. Er kann seine verlorene Heimat nie wieder zurückkehren, und sein Heimweh bleibt eine wichtige Ursache seines Elends. Ähnlich wird das Unglück der Familie von Tuchfabrikant eng mit Heimat (dem Ort/dem Grundstück) verbunden. Amerys Heimat bleibt in der Erinnerung, während sein Leben als Vertriebener ihn belatet, daher ein starkes Verlangen der Sicherheit in seinem Aufsatz einheitlich ist. Die Heimat in Heimsuchung bietet zwar auch Schönheit und glückliche Erinnerungen der Vergangenheit, aber keine stärker positive Vorstellungen wie Sicherheit werden erwähnt. Die Heimat/Der Ort wird nur als Zeuge des Traumas über einen langen Zeitraum darstellt.

II. Sozialismus: vor und während des Kalten Krieges

Außerdem Holocaust spielt Sozialismus auch eine wichtige Rolle in der Vorstellung der unheimlichen Heimat in Heimsuchung. Der Ort bezeugt weiteres Trauma im Laufe der Zeit: am Ende des zweiten Weltkrieg wird das Haus (und der Ort) von den Rotarmisten besetzt und beschädigt. Während des Kalten Krieges wird das Haus das Eigentum des Staates, und als der Unterpächter versucht, zusammen mit seinem Freund zum anderen Ufer des Flusses zu schwimmen und nach West zu fliehen, wird der Unterpächter verhaftet und sein Freund getötet. Obwohl laut sozialistischer Ideologie die sozialistische Heimat durchweg positiv sein sollte, bringt diese Heimat allerdings unheimliche Erfahrungen und Verletzungen mit.

Die durch die sozialistische Heimat mitgebrachten Verletzungen beginnt mit der Geschichte zwischen dem Rotarmist und der Frau des Architekten. In Heimsuchung ist der junge Rotarmist ein komplizierter Mensch, der in seiner eigenen Heimat in Russland Trauma erlebt, danach die Frau des Architekten vergewaltigt und gleichzeitig den anderen Rotarmisten erlaubt, das Haus zu beschädigen. Obwohl er jung und fast wie ein Kind aussieht, ist er schon Major, da er außer Krieg nichts weiß oder will wegen des Traumas in Russland: “Es ist, als hätte die Kindheit zusammen mit der Heimat aufgehört. (101)” Seine Mutter, sein Vater und seine Schwestern werden von den Deutschen umgebracht (95). Der Tod der kleinen vierjährigen Schwester wird besonders eindrucksvoll beschrieben: “Sie schwamm in Brunnen, das Gesicht nach oben. (95)” Aber trotz seiner verlorenen Kindheit und verlorenen Heimat verlangt er immer noch die Liebe von Mutter. Nach der Besetzung des Hauses entdeckt der Rotarmist innerhalb des Schrankes die Frau des Architekten, die gezwungen wird, mit dem Rotarmist Geschlechtsverkehr zu haben. Er weiß aber nicht, was er tun sollte, da er vorher keine Erfahrung gehabt hat. Deshalb benimmt er sich kindisch: “Mama, sagt er, ohne zu wissen, was er sagt, so dunkel ist es, daß man nicht einmal seine eigene Worte sehen kann… (100)” und danach übernimmt die Frau des Architekten die Führung: “… drückt den Jungen zu Boden, viel stärker ist sie als er… (103)”. Die Frau ist “wie ein Mutter, die ihr Söhnchen auf den Weg zur Schule verabschiedet (101)”. Der junge Rotarmist braucht immer noch eine Mutterfigur. Er verliert seine eigene Mutter in seiner eigenen Heimat und findet in dem Haus eine neue Mutterfigur wieder, aber gleichzeitig bringt er neues Trauma und Verletzungen mit. Er ist wie ein Symbol für den Anfang des Sozialismus, der zukünftig diesen Ort beeinflussen wird.

Weiterhin gibt es weitere Ereignisse in Bezug auf die unheimliche Heimat während des Kalten Krieges. Nachdem Russland den Ort übernimmt, kann der Architekt im Jahr 1951 das Grundstück und sein Unternehmen nicht mehr als Eigentum besitzen. Das Grundstück und das Haus werden das Eigentum des Staates und der Ort wird entsprechend sozialistische Heimat. Die Verstaatlichung ist laut der sozialistischen Ideologie ein Teil des politisch-gesellschaftlichen Fortschritt, um in der Zukunft Kapitalismus zu überwinden und eine gemeinsame sozialistische Heimat zu schaffen (Scharnowski, 122-123). Scharnowski bietet noch zwei weitere Beispiele der sozialistischen Heimat. Das aus dem Jahr 1951 erschienene Lied der Jungpioniere “Unsere Heimat” zeigt zwar Zugehörigkeitsgefühl und Schönheit der Natur, wird die emotionale Verbindung zu dieser Heimat aber “einzig aus der politischen und gesellschaftlichen Voraussetzung abgeleitet, dass die Heimat ‘dem Volke gehört’: Nur der Sozialismus kann Heimat bieten (Scharnowski, 123).” Ein DDR-Philosoph stellt sich “eine sozialistische Welt-Heimat” vor: “In der Epoche des weltweiten Überganges der Völker vom Kapitalismus zum Sozialismus kann die voll entwickelte Arbeiterklasse, die übereinstimmende soziale Grundinteressen mit allen übrigen Werktätigen hat, nur eine sozialistische Umwelt uneingeschränkt als Heimat bejahen (Scharnowski, 123).” Diese positiven Vorstellungen der sozialistischen Heimat sind optimistisch, aber sie ignorieren die möglichen Folge, die sie mitbringen könnten. Eine durch Sozialismus bewirkte Folge wird durch den Monolog des Architekten in Heimsuchung erklärt: “Wie Kinder einem Tier, auf dessen Wesen sie sich gar nicht verstehen, rissen sie jetzt dem Spielzeug den Kopf ab und würden sich wundern, wenn das Ding dann bald zu zucken aufhörte (41).” Der Architekt und der Unterpächter erleben die unheimlichen Aspekte der sozialistischen Heimat, als die Staatsmacht sich übermäßig ausdehnt und die DDR sich in eine gemeinschaftliche Heimat umwechselt, die “dem Volke gehört (Scharnowski, 123)”.

Die sozialistische Revolution könnte gefährlich sein und Menschenrechte verletzen, wenn wirtschaftliche und soziale Regeln ignoriert werden. Die Wirklichkeit in der DDR wird von dem Architekten als “die märchenhafte Unordnung” definiert (42). Lebenslang hat er fleißig gearbeitet, um das Geld zu akkumulieren und in etwas Wirkliches umzuwandeln. Der Architekt baut das Haus von sich selbst, und deswegen hat es für ihn eine besondere Bedeutung: “Wer baut, klebt nun einmal sein Leben an die Erde. […] Das Haus sollte aussehen, als sei es hier gewachsen, wie etwas Lebendiges. (42)” Aber als er sein Haus und sein Unternehmen verliert und nach West flieht, bekommt er keine Entschädigung für die Verstaatlichung seines Eigentums. Daher wünscht er, dass er lieber einen fliegenden Teppisch gehören wäre anstatt eines Grundbesitzes (42).

Des weiteren gibt es die unheimliche Erfahrung in der sozialistischen Heimat von dem Unterpächter. Er lebt in diesem Ort zusammen mit seiner Frau, da sie das Segeln lieben. Bevor sie in diesen Ort umgezogen sind, campieren sie “aus Liebe zum Wasser (143)” jahrelang neben den Häfen. Sein Trauma wird aber auch mit dem Wasser verbunden. Der Unterpächter und sein Freund misslingen die Flucht nach West. Sein Freund stirbt in dem Fluss, in dem sie nach West schwimmen versuchen. Der Unterpächter muss in die DDR zurückkehren und wird zu Gefängnis verurteilt. Sein gescheiterter Versuch verändert aber gänzlich sein Schicksal. Nach seiner Entlassung darf er sein Studium nicht fortsetzen. Stattdessen muss er zur “Läuterung” in eine Möbelfabrik arbeiten. Diese Arbeit sollte nur ein Übergang, eine “Zwischenlösung” sein und ein halb Jahr später kann er das Studium wieder aufnehmen, aber aus unbekannten Gründen entscheidet der Unterpächter, als einfacher Arbeiter in der Fabrik zu bleiben (153-154). “Die Zwischenlösung hatte sein ganzes Leben gedauert, bis jetzt, zum Beginn seiner Rente. (154)” Man weiß nicht genau, warum er solche Entscheidung macht, aber irgendwie muss er das Bedauern lebenslang mitnehmen, sowohl den Freund als auch ein mögliches neues Leben zu verlieren. Obwohl das von dem Unterpächter erlebte Trauma nicht genau in diesem Ort passiert, kann er seine Verletzung in der Vergangenheit immer noch erinnern, wenn er den See, das Wasser und das Segeln anblickt. Der Kapitel des Unterpächters beginnt mit dem Anblick des Sees, und das Segeln wird als “eine schöne Sache” dargestellt (143). Danach überlagern sich die Realität und die Erinnerungen, und die Schönheit verträgtsich mit den Verletzungen. Die mit der sozialistischen Heimat verbundene Unsicherheit wird auch am Ende des Kapitels eindeutig dargestellt. Für der Unterpächter wäre es besser, wenn er und seine Frau sterben würden, bevor das Eigentum des Grundstücks endlich beschlossen wird, so dass sie bis Ende ihres Lebens in diesem See segeln könnten (154).

Zeit, Raum und andere Dimensionen in der unheimlichen Heimat

Die Vorstellung der unheimlichen Heimat wird von Erpenbeck durch vielfältige und komplizierte Dimensionen geschaffen. Die mit dem Ort verbundenen unheimlichen Erfahrungen werden von unterschiedlichen und persönlichen Perspektiven der Einwohner beschrieben. Da der Ort diese Verletzungen und menschliches Schicksal im Laufe der Zeit bezeugt, wird die Zeit die vierte Dimension in der Erzählung. Während die zeitlichen Schichten die Erinnerungen und das Trauma der Vergangenheit aufdecken, repräsentiert der Raum die Realität der Gegenwart (Eigler, 46). Die Überlappung der Vergangenheit und Gegenwart lässt sich häufig in mehreren Kapiteln in Heimsuchung erkennen, wie zum Beispiel in den Kapiteln des Tuchfabrikanten, des Rotarmisten und des Unterpächters. Außerdem sind die sozialen und politischen Dimensionen entscheidend in der Erzählung (Eigler, 46), weil das Trauma immer in einem bestimmten sozialen und historischen Kontext stattfindet, vor allem während des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges. Das tragische menschliche Schicksal und die deutschen Geschichte werden durch diese verschiedene Dimensionen dargestellt, um die Vorstellung der unheimlichen Heimat zu schaffen.

Außer den Erzählungen spielen auch verschiedene mit dem Ort verbundenen Objekte in Heimsuchung eine wichtige Rolle als die Zeugen der unheimlichen Heimat. Der Architekt kauft das Haus von dem Tuchfabrikanten, aber die von Tuchfabrikants Familie zurückgelassenen Handtücher hängen noch in dem Badehaus (Erpenbeck, 43) wie ein Gespenst der Vergangenheit und ein Zeug ihres Traumas. Ein weiteres Beispiel ist die Rolle des Wassers in diesem bestimmten Ort. Der Prolog beschreibt, wie in der Antike Eis den Boden bedeckte, wie Eis im Laufe der Zeit zu Wasser schmilzt, und wie Wasser später die Topographie formt und die Leben nährt (9-11). In den persönlichen Erzählungen existiert das Wasser in Form des Sees im restlichen Teil des Buches, und der See wird auch als eine wichtige Vorstellung der Heimat mehrmals in den Erzählungen erwähnt. Obwohl das Haus könnte auch ein Zeug sein, aber am Ende des Buches wird es abgerissen. Deswegen ist das Wasser ähnlich wie ein ewiges Zeug wegen seines ewigen Daseins in diesem Ort.

Schlussfolgerung

Die Vorstellung der unheimlichen Heimat wird von Erpenbeck durch vielfältige Dimensionen geschaffen, am wichtigsten sind der Ort und die Zeit. In Heimsuchung wird ein bestimmter Ort als die unheimliche Heimat und ein Zeug der menschlichen Schicksale und der deutschen Geschichte dargestellt. In diesem Roman werden unterschiedliche heimliche und unheimliche Heimatbegriffe vermischt, so dass die Grenze zwischen heimlich und unheimlich vage wird. Am wichtigsten ist, dass die Erzählungen das von verschiedenen Menschen erlebten Trauma während des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges aus unterschiedlichen Perspektiven enthüllen, um zu zeigen, dass die Heimat nicht unbedingt eine positive Bedeutung hat.

Works Cited

Amery, Jean. “Wieviel Heimat braucht der Mensch?” from Jean Amery Werke, Band 2, Klett-Cotta, 2002.

Eigler, Friederike. “Critical Approaches to Heimat and the ‘Spatial Turn’.” New German Critique, vol. 39, no. 1, winter 2012, pp. 27-48.

Erpenbeck, Jenny. Heimsuchung. Penguin Verlag, 2007.

Freud, Sigmund. “Das Unheimliche” from Sigm. Freud Gesammelte Werke, zwölfter Band. S. Fischer Verlag, 1986.

Scharnowski, Susanne. Heimat: Geschichte eines Missverständnisses. wbg Academic, 2019.

Written by Dingning, PhD candidate at Georgetown University, the US. All rights reserved.

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